Drei Jahre Racers: Behind the Helmet

Wie jedes Jahr habe ich meinen Jahrestag mit dem Motorsportprojekt verschlafen, welches mich zurück in die Szene gebracht hat. Oder nein, zurück, aber in einem Maß hinein gebracht hat, mit dem ich  nie gerechnet hätte.

Ich war immer das seltsame Mädchen im Dorf, dass Motorsport zu sehr liebte. Was anfing mit regelmäßigen sonntäglichen Formel 1 schauen, ging bald darin über, dass ich alles dazu gesehen habe, was ich in die Finger oder in den Fernseher bekommen habe. Dazu kaufte mir meine Oma jeden Monat oder so die neusten Formel 1-Zeitschrift aus denen ich die Fakten geradezu in mich aufgesaugt habe. Man könnte sagen, ich habe mehr über Formel 1 und deren Technik gewusst als über meine Geschichtshausaufgaben.

Danach habe ich heimlich nachs ChampCar gesehen, meine große Motorsportliebe. Ich habe angefangen, Artikel für mich selbst zu schreiben über Rennen und Personen, hauptsächlich über Kimi Räikkönen.

Irgendwann habe ich diese Leidenschaft verloren. Ich war nie besonders mutig oder anders. Und aus heutiger Sicht war es dumm, aber damals wollte ich dazu gehören, also habe ich mich dem Standard gebeugt. Zum Glück kam ich irgendwann zurück. Und begann auf Twitter in Englisch über die Wochenende zu tweeten und dann kam am 23.09.2019 kurz vor Mitternacht eine Nachricht, ob ich nicht dem ziemlich neu gegründeten Projekt Racers: Behind the Helmet joinen möchte um Frauen im Motorsport mehr in den Fokus zu rücken.

Und wie hätte ich da nein sagen können? Und was in diesen drei Jahren, trotz Covid, alles passiert ist, hätte ich mir nie zu träumen gewagt. Ich war an Rennstrecken, die ich vorher nicht kannte. Ich habe Serien kennen gerlernt, von denen ich noch nie gehört habe. Ich habe Menschen im Paddock getroffen, allen vor an Fahrer und Fahrerinnen, die ich teilweise mittlerweile zu meinen Freunden zähle. Ich habe im Paddock gestanden, in Zelten, in Boxen, in Grids. Ich habe mit Menschen geredet, die ich sonst im TV angehimmelt habe. Ich bin in Juan Pablo Montoya reingelaufen, haaaalloooo!

Mein Englisch ist in dieser Zeit unglaublich gewachsen, erst schriftlich, dann auch gesprochen, nachdem ich die Nase voll hatte und angefangen habe, auf Englisch zu streamen um in die Praxis zu kommen. Und holy, ich fühle mich so wohl mittlerweile auf Englisch zu reden. Wenn ich auf englischsprachige Leute im Paddock treffe, stehe ich nicht mehr eingeschüchtert in einer Ecke, ich unterhalte mich mit denen! Und das ist unglaublich. Dies sind alles Dinge, von denen ich nie zu träumen gewagt hätte!

Generell hat mein Selbstbewusstsein und mein Selbstvertrauen einen gewaltigen Sprung gemacht. Ich bin immer noch nicht da, wo ich sein möchte. Noch immer bin ich zu schüchtern, zu vorsichtig, zu ängstlich. Aber mit jedem weiteren Event traue ich mich mehr und mehr. Ich meine, 2020 in Österreich hätte ich nie gedacht, dass ich irgendwann einfach Menschen anquatsche. Dass ich mich traue, ins Grid zu gehen. Alleine, denn das ist der große Nachteil an der Arbeit mit Racers. Ich bin immer alleine unterwegs. Während fast alle Journalistenteams meistens aus mindestens zwei Leuten bestehen (nicht immer, auch viele andere sind alleine unterwegs), bin ich eben immer alleine. Was gerade am Anfang schwierig war und ist, weil ich teilweise einfach nicht weiß, wie man sich in bestimmten Situationen benimmt bzw. wie viel ich mir rausnehmen darf.

Aber ich lerne. Jeden Tag, den ich an der Strecke verbringe. Und ich liebe es. Ich liebe dieses Leben an der Rennstrecke. Ich möchte hier nicht mehr weg und ich hoffe, meine Entwicklung wird noch viel viel weiter voran gehen. Vielleicht sogar so sehr, dass ich mich irgendwann ohne Angst im Paddock zu Hause fühle. Vielleicht noch mehr Freunde finde. Und vielleicht auch irgendwann jemand, mit dem ich das alles teilen kann.

Viele vielleichts, aber das ist mein Traum und ich werde jeden Tag weiter dafür arbeiten. Denn mehr will ich nicht. Mein Herz ist da, wo ein Racetrack ist. Dort bin ich zu Hause! Auf die nächsten Jahre und alles, was noch kommen wird!

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